Das Tal „Val Mora“

Das Val Mora (früher Val da Fraele und Val dellas Alps) ist ein Hängetal, das zum Val Müstair und damit zu Graubünden gehört. Das Tal ist L-förmig, etwa zehn Kilometer lang und erstreckt sich von Sta. Maria her zu dem Gebiet Döss Radond oberhalb La Stretta bis hinunter nach Italien (nähe Livignio). Über den Übergang Jufplaun bzw. Buffalora wäre das Tal mit dem Ofenpass verbunden. Auf der Strecke begleiten Sie die Berge mit dem höchsten, dem Piz Murtaröl (3173m).

Das Val Mora ist von Italien her nur zu Fuss und per Mountain Bike zugänglich. Die Alpen werden von Santa Maria her über die Alp Clastra bedient, abgesehen von den Milchtransporten ist die Fahrstrasse mit einem Fahrverbot für Motorfahrzeuge belegt. Für die Fahrt zur Hütte braucht es eine Fahrbewilligung von der Gemeinde.

Döss Radond (rätoromanisch) heisst übersetzt Rundhöcker und entstand durch Gletscherschliff während der Würmeiszeit. Das Gebiet bildet eine kontinentale Wasserscheide. Das Wasser der Aua da Val Mora fliesst einerseits Richtung Münstertal in die Rom und runter bis ins Adriatische Meer und anderseits in die Spöl, dann in den Inn, über diesen in die Donau und damit ins Schwarze Meer. Schon der Umstand, dass mit dem Livigno-Tal – geografisch gesehen – Italien auch ins Schwarze Meer entwässert, ist eine Besonderheit; umso mehr, als auch dieses seinerseits teilweise vom Schweizer Gebiet gespeist wird.

Das Tal, das unter Schutz steht, ist geprägt von parkartigen Bergkiefer– und Arvenlandschaften mit einer Baumgrenze bei etwa 2300 Metern.

Im Tal kommen Gämsen und Rothirsche und auch Rehe vor. Faunistisch wichtig sind ausserdem Schneehühner, Birkhühner und Schneehasen und nicht zu vergessen der Bartgeier und Steinadler. Sogar Füchse, Wölfe und Bär ziehen da Ihre Kreise.

Das Val Mora ist praktisch das einzige Tal in der Schweiz das noch kein Mobilfunknetz hat. STRAHLENFREI 😊, und es wäre schön, wenn dies auch so bleiben könnte. Auch hier appelliere ich an die Gemeinde Val Müstair, dieses einzigartige Tal für sich, resp. den Einwohnern, mit Bedacht selber als zukunftsorientierte Perle zu vermarkten.

Der Zugang zum Tal über den Passo Cruschetta scheint schon in der Bronzezeit genutzt worden zu sein, wie Funde aus dem Tal belegen.

1795 war der Bau eines Gasthauses im Gebiet Plazetta (etwa in der Talmitte) Gegenstand einer Vereinbarung, und dieses war offenbar sogar im Winter zugänglich. Bis zum Ausbau der Passstrasse über den Umbrail im Jahr 1901 wurde der wesentlich tiefere Übergang bei Döss Radond als Säumerverbindung zwischen Val Müstair und dem Veltlin genutzt. Wichtigste Transportgüter waren Holz, Salz und Wein. Die historische verkehrstechnische Bedeutung ging vollständig verloren.

Aufgrund der Abgelegenheit dient das Tal vor allem dem Wander😊- und Biketourismus ☹ sowie dem Pferdetrekking 😊. Das Tal grenzt an den Schweizerischen Nationalpark.

Stall und Alphütte von La Sprella wird seit 1980 als Übernachtungsstätte genutzt. Es existiert zu diesen Bauten ein geplantes Projekt der SAC-Sektion Engiadina Bassa für eine SAC Hütte.

So besteht seit der Ankündigung im Jahr 2009 Widerstand aus Umweltkreisen, namentlich von Seiten von Pro Natura, vom WWF Graubünden, von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und dem Münstertaler Verein Pro Alp Sprella.

Es ist nicht zu hoffen, dass dieses einzigartige Tal von einer Profitorganisation SAC (was sie heute sind) übernommen wird. Eigentlich sollte sie, in Anbetracht der berechtigten Einsprachen, als eigene Touristische Perle den Einwohnern des Val Müstair gehören damit diese selber ein zukunftsorientiertes, nachhaltiges Tourismuskonzept für diese Einzigartigkeit erstellen.

(Als Gemüsehändler kann ich den Bürgern und der Gemeinde aus Erfahrung versichern, dass die Wertschöpfungskette für’s Tal nur sehr wenigen etwas bringt!)

Einzigartig vielleicht auch weil das Tal mit vielen Sagen und Mythen behaftet ist. So hatte mein Grossvater mir immer wieder verschiedene Sagen vom Val Mora erzählt. So musste er z.B. noch abends als kleiner Hirtenjunge die fehlenden Kühe suchen gehen. Es war dunkel, neblig, kalt und nass als er sich auf die Suche machten musste. Erschöpft und durchnässt und ohne Erfolg hatte er unter einem kleinen Felsvorsprung Richtung Piz Schumbraida sich niedergelegt. Er wollte gerade da oben einschlafen als plötzlich er von weitem ein helles Licht sah. Das Licht kam langsam auf ihn zu und er konnte erkennen, dass das ein Mensch war. Aber dieser Mensch leuchtete. Trotz Hose und gestricktem Pullover strahlte sein Körper so stark, dass er sogar die Maschen des gestrickten Pullovers einzeln sehen konnte. Jakob spürte sein Herz in den Adern schlagen, er wollte etwas rufen, konnte aber nicht und zum guten Glück drehte der Mann kurz vor ihm ab, so als ob er Ihn nicht gesehen hätte. Er lief Richtung eines Hügels und verschwand dahinter. Voller Angst aber neugierig schritt Jakob auch in Richtung Hügel und als er da oben stand und hinunter schaute sah er seine drei fehlenden Kühe und das Licht war weg. Gerne hat er auch die Sage von einer angeblich schönen Alp erzählt, die am Ausgang des Seitentals Tea Fondada (wörtlich «versunkene Alphütte») gelegen habe. An einem kalten und regnerischen Abend hat ein altes Männchen den dortigen Senn um ein Stück Brot und Unterkunft gebeten, sei aber von diesem zum Teufel gejagt worden. Darauf habe das Männchen ein Fluch ausgesprochen, der die Alphütte erzittern liess und diese sei mitsamt dem Senn in einem tiefen Loch versunken. Sichtbares Überbleibsel der Katastrophe ist gemäss der Sage ein kleiner Weiher in einer kraterförmigen Mulde.